Ein persönlicher Blick: Eine Muster-Trainingseinheit für den unteren F-Jugend-Jahrgang
ich weiß, wie es sich anfühlt: Man steht da als Trainer – vielleicht schon jahrelang dabei, vielleicht auch neu ins kalte Wasser geworfen – und schaut sich die neuen Empfehlungen des DFB an. Und dann liest man Sachen wie: kleine Spielformen, nach der Spielzeit noch ein Abschlussspiel, oder dass "Spaß" jetzt anscheinend als zentraler Trainingsinhalt gilt.
FUSSBALL
Jeremy Pape
11/26/20243 min lesen


Ein persönlicher Blick: Eine Muster-Trainingseinheit für den unteren F-Jugend-Jahrgang
ich weiß, wie es sich anfühlt: Man steht da als Trainer – vielleicht schon jahrelang dabei, vielleicht auch neu ins kalte Wasser geworfen – und schaut sich die neuen Empfehlungen des DFB an. Und dann liest man Sachen wie: kleine Spielformen, nach der Spielzeit noch ein Abschlussspiel, oder dass "Spaß" jetzt anscheinend als zentraler Trainingsinhalt gilt.
"Was?", hören Trainer manche murmeln, "Das Spielen IST doch der Abschluss! Und was bringt das ewige Kleinklein auf Minifeldern? Wir wollen Tore sehen!"
Genau da möchte ich euch abholen – egal ob ihr ein alter Hase seid oder Vater, der für die Kids einspringt. Ich zeige euch heute, wie so eine Trainingseinheit aussehen kann, die sich an den neuen Spielformen orientiert, und warum sie mehr bringt, als man vielleicht denkt.
Der Plan: 60 Minuten für Spaß, Bewegung und Entwicklung
Hier eine einfache, aber effektive Muster-Trainingseinheit. Probiert sie aus und schaut selbst, wie die Kinder reagieren.
1. Ankommen und Warm-Up (10 Minuten)
Spiel: "Chaos im Hütchenwald"
Was die Kinder lieben? Alles, was nach Spiel und Abenteuer klingt! Und genau das liefert dieses Warm-Up.
So funktioniert’s:
Jedes Kind bekommt einen Ball. Auf einem Feld (ca. 20x20 Meter) liegen viele bunte Hütchen herum – sozusagen unser "Hütchenwald". Die Aufgabe der Kinder ist, den Ball zu dribbeln und an einem Hütchen zu stoppen. Sie führen den Ball einmal drum herum (der Schatz wird „geborgen“) und suchen sich dann das nächste Hütchen.Warum das super ist:
Es sieht nach Chaos aus – und das soll es auch! Die Kinder lernen, sich im Raum zu orientieren, kontrolliert zu dribbeln und den Ball zu führen. Sie bewegen sich viel, haben Spaß, und wir als Trainer sehen sofort, wer noch Schwierigkeiten hat.
2. Technikstationen (15 Minuten)
Ja, Stationen klingen nach Drill – aber keine Sorge, wir machen das kindgerecht.
Station 1: Passen und Annehmen
Ablauf: Zwei Kinder stehen sich 5 Meter entfernt gegenüber und spielen sich den Ball zu. Ziel ist es, den Ball sauber anzunehmen und genau zurückzuspielen.
Steigerung: Ein drittes Kind kommt als "Störer" hinzu und versucht, die Pässe zu stören.
Station 2: Slalom und Torabschluss
Ablauf: Die Kinder dribbeln durch einen Slalomparcours aus Hütchen und schließen auf ein kleines Tor ab.
Variation: Nur mit dem schwachen Fuß dribbeln und schießen – Herausforderung pur!
Nach 7 Minuten wechseln die Kinder die Station.
Warum das funktioniert:
Hier arbeiten wir gezielt an Technik und Ballgefühl. Kurze, übersichtliche Aufgaben – und durch die Rotation bleibt es spannend.
3. Spielform: 3-gegen-3 (25 Minuten)
Jetzt kommt der Teil, den alle lieben: Spielen!
Aber nicht einfach „5 gegen 5 und los“. Wir spielen nach dem Funino-Prinzip.
So geht’s:
Spielfeld: 25x20 Meter
Zwei kleine Tore auf jeder Seite, kein fester Torwart.
3-gegen-3, Teams rotieren nach 5 Minuten.
Warum? Weil die Kinder so häufiger den Ball haben und mehr Entscheidungen treffen müssen. Und ja, es sieht anfangs ungewohnt aus, wenn ständig gewechselt wird. Aber glaubt mir: Nach ein paar Wochen werdet ihr merken, wie viel schneller die Kids lernen, kluge Entscheidungen zu treffen und besser miteinander zu spielen.
4. Abschlussspiel: "Räuber und Schatzwächter" (10 Minuten)
Jetzt kommt der Punkt, bei dem manche von euch vielleicht denken: "Wie? Noch ein Spiel? Wir haben doch gerade gespielt!"
Ich sage: Ja! Das Abschlussspiel ist wie das Dessert nach dem Hauptgericht. Hier lockern wir die Stimmung nochmal auf, bringen die Kids zum Lachen und sorgen dafür, dass sie mit einem richtig guten Gefühl nach Hause gehen.
Das Spiel:
Zwei Kinder sind "Räuber" und versuchen, die Bälle der anderen Kinder (die Schatzwächter) zu erobern. Die Schatzwächter dribbeln und schützen ihren Ball, die Räuber bringen eroberte Bälle in die „Räuberhöhle“ (einen markierten Bereich). Nach 2-3 Minuten wird gewechselt.Warum das Sinn macht:
Nach dem konzentrierten Spielen in der Spielform können die Kinder hier nochmal kreativ werden. Es geht weniger um Regeln und mehr um Spaß – und das ist der perfekte Abschluss.
Ein Fazit für Skeptiker
Ich weiß, das alles klingt vielleicht erst mal ungewohnt. Ein Training, bei dem Spaß an erster Stelle steht, bei dem immer wieder kleine Teams und Felder genutzt werden und das mit einem weiteren Spiel endet?
Aber glaubt mir: Die Kinder lieben es, und am Ende lernen sie dabei sogar mehr. Warum? Weil sie nicht das Gefühl haben, etwas lernen zu müssen. Sie sind einfach im Spiel – und das macht den Unterschied.
Am Ende der Einheit haben wir nur 15 Minuten wirklich "Trainiert", wie es manch einer Definiert. Der Rest wurde nur gespielt. Gelernt haben sie trotzdem mehr. :)
Ich selbst werde meinen Musterplan warscheinlich schon diesen Donnerstag mit meiner unteren F-Jugend umsetzen. Falls sich jemand findet, der die besten Momente aufnimmt, könnt ihr dass eventuell schon bald auf den Tiktok Kanal vom BSC Grünhöfe bestaunen. Bis dahin, viel spaß beim testen!