Die Trainingsphilosophie des BSCG: Ein Blick in die Zukunft
Im BSC Grünhöfe setzen wir auf eine Trainingsphilosophie, die auf Spielformen, viele Ballkontakte und wettbewerbsorientiertes Training fokussiert – angepasst an jede Altersklasse. Von der G-Jugend bis zur A-Jugend legen wir Wert auf spielerische Übungen, die Spaß und Technik verbinden. In den jüngeren Jahrgängen fördern polysportive Aufwärmspiele die Bewegungsvielfalt, während ab der D-Jugend komplexere taktische Spielformen und positionsspezifische Schulungen in den Vordergrund rücken. So entwickeln wir altersgerecht technisch versierte, taktisch geschulte und motivierte Fußballer.
FUSSBALL
Jeremy Pape
9/26/20247 min lesen


Die Trainingsphilosophie des BSCG: Ein Blick in die Zukunft
in den vergangenen Wochen habe ich in diesem Blog bereits viele unserer Trainingseinheiten und Übungen detailliert beschrieben. Dabei habt ihr sicherlich einen guten Eindruck davon bekommen, wie wir in den letzten Monaten gearbeitet haben. Heute möchte ich einen Schritt zurückgehen und die "Trainingsphilosophie des BSCG" auf einer etwas allgemeineren Ebene beleuchten. Dabei geht es nicht nur um einzelne Übungen, sondern um die grundlegende Idee, die uns in der Jugendabteilung des BSC Grünhöfe leiten soll – und bereits jetzt schrittweise umgesetzt wird/soll.
Weg von starren Strukturen, hin zum freien Spiel
Ich erinnere mich noch gut an meine eigene Jugend, als das Training oft aus dem bestand, was ich heute als "klassische Übungen" bezeichne: 12 Kinder stehen in einer Schlange und warten darauf, endlich den Ball zu berühren – um dann ein paar Sekunden später wieder in der Schlange zu verschwinden. Oder der Partnerpass über 10 Meter, stumpf hin und her, ohne echten Bezug zu einem Wettkampf oder einer Spielsituation. Diese Art des Trainings lehne ich entschieden ab.
Unser Ziel im BSCG ist es, dem natürlichen Drang der Kinder, Fußball zu spielen und sich dabei zu messen, Raum zu geben. Wir wollen Spielformen in den Mittelpunkt stellen – Übungen, in denen ständig der Ball im Spiel ist, in denen es um Wettbewerb geht, um Entscheidungen und um das, was Fußball letztendlich ausmacht: das Spiel selbst.
Der Ball steht immer im Mittelpunkt
In jeder Einheit, die wir im Rahmen der neuen Trainingsphilosophie gestalten, geht es um den Ball. Die Kinder sollen sich im Wettkampf mit ihren Teamkameraden messen können, sich verbessern und lernen, selbst Entscheidungen auf dem Platz zu treffen. Spielformen wie kleine Turniere, Wettbewerbe und Aufgaben, die sowohl Technik als auch Taktik schulen, sind hierbei entscheidend. Es ist nicht nur wichtig, dass die Kinder den Ball am Fuß haben, sondern dass sie ihn in Situationen bekommen, die auch im echten Spiel relevant sind.
Diese Philosophie ermöglicht es uns, die Spieler kontinuierlich zu fordern, ohne sie zu überfordern. Jeder ist im Training aktiv, niemand steht lange herum, und alle sind ständig in Bewegung. Gleichzeitig setzen wir auf kleine Teams und viele Ballkontakte. So schaffen wir es, dass jeder Spieler, egal ob talentiert oder nicht, möglichst oft in entscheidende Spielsituationen kommt und so auf eine ganz natürliche Weise lernt.
Spielformen statt Passdrills
Das bedeutet nicht, dass wir keine Technik trainieren – im Gegenteil. Aber wir machen es auf spielerische Weise. Statt endloser Passdrills, bei denen die Spieler mechanisch zum Partner passen, arbeiten wir mit Spielformen, die das Passspiel ganz automatisch mit einbeziehen. Hierbei lernen die Kinder nicht nur, den Ball zu spielen, sondern sie lernen es in einem Kontext, der sie direkt auf das Spiel vorbereitet. Sie müssen Entscheidungen treffen: Wann passe ich? Wohin laufe ich? Wer bietet sich an? Diese Fragen sind in einem realen Spiel entscheidend – und genau das wollen wir im Training vermitteln.
Der Wettkampf als Motor
Ein weiteres Kernelement unserer Philosophie ist der Wettkampfgedanke. Kinder haben Spaß am Wettbewerb, sie wollen sich messen. Deshalb setzen wir verstärkt auf Übungen, die diesen Aspekt fördern. Ob in kleinen 2-gegen-2-Formaten, in Turnierformen oder in kleinen Wettbewerben – der Wettkampf ist ein natürlicher Antrieb, der die Motivation und das Engagement der Spieler steigert. Jeder will gewinnen, jeder will sich beweisen, und genau das nutzen wir, um das Beste aus den Spielern herauszuholen.
Wie soll das im Detail aussehen?
Nachdem wir die "Trainingsphilosophie des BSCG" entwickelt haben, stellt sich nun die Frage, wie wir diese Ideen konkret in den Trainingsalltag integrieren. Die Umstellung erfordert nicht nur neue Trainingsmethoden, sondern auch eine Anpassung der gesamten Struktur und Denkweise innerhalb unserer Jugendabteilung. Hier einige konkrete Vorschläge, wie die Umsetzung dieser Philosophie in den kommenden Wochen und Monaten aussehen könnte:
1. Kleine Teams für intensiveres Training
Ein zentraler Punkt der Umsetzung ist, die Gruppen bei den Trainingseinheiten möglichst klein zu halten. Das Ziel: Jeder Spieler soll maximal gefordert und gefördert werden. Bei kleinen Teams ist jeder gezwungen, häufiger am Ball zu sein und Entscheidungen zu treffen. Ob 2-gegen-2, 3-gegen-3 oder kleine Spielformen wie Funino – wir wollen weg von großen Gruppen, in denen ein Kind am Rand steht und nur zuschaut.
2. Wettkampf in den Mittelpunkt stellen
Ein weiterer Kernpunkt ist der Wettkampfgedanke. Das Training wird so gestaltet, dass fast jede Übung einen Wettbewerbscharakter hat. Hier gibt es verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten:
Turnierformate: Jede Trainingseinheit könnte als Mini-Turnier gestaltet werden, sei es in kleinen Mannschaften oder im Eins-gegen-Eins. Durch Tabellen, kleine Pokale oder sogar eine Saisonwertung entsteht zusätzlicher Anreiz für die Kinder, sich zu verbessern.
Wettbewerbsübung in jede Einheit integrieren: Ob es um Passgenauigkeit, Dribblings oder Abschlüsse geht – immer mit einem kleinen Wettbewerb. Wer schafft die meisten erfolgreichen Dribblings? Wer schießt die meisten Tore? Der Gedanke, dass jeder im Training die Chance hat, sich zu messen und dabei Erfolgserlebnisse zu sammeln, motiviert die Kinder, ihre eigene Leistung zu steigern.
3. Spielformen als zentrales Element
Jede Einheit wird durch Spielformen dominiert. Spielformen ersetzen die klassischen, oft isolierten Technikübungen. Die Umsetzung könnte folgendermaßen aussehen:
Kleine Spielfelder: Auf kleineren Feldern werden Spielsituationen simuliert, die im echten Spiel vorkommen. Hier wird das Passspiel nicht durch starre Übungen trainiert, sondern durch echte Spielsituationen. Die Spieler lernen, unter Druck zu agieren, Entscheidungen zu treffen und den Ball schnell und präzise weiterzuspielen.
Variationen: Verschiedene Spielformen bieten unterschiedliche Herausforderungen. Mal wird auf ein Tor gespielt, mal auf zwei, mal mit Ballberührungsbeschränkungen. Diese Vielfalt sorgt nicht nur für Abwechslung, sondern fördert auch unterschiedliche Fähigkeiten wie Antizipation, Raumwahrnehmung und Kommunikation. Schlüsselwort hierbei auch ÜBERZAHLSPIELER. Gerne auch als Neutraler Spieler.
4. Individualisierung des Trainings
Die Philosophie sieht auch vor, dass auf die individuellen Bedürfnisse der Spieler eingegangen wird. Durch die kleineren Gruppen können die Trainer gezielter auf die Stärken und Schwächen einzelner Spieler eingehen:
Positionsspezifische Aufgaben: Während der Spielformen können einzelne Spieler auf ihre Position oder Rolle hin spezifisch geschult werden. Beispielsweise könnte ein Stürmer in einer Übung besondere Abschlussaufgaben erhalten, während ein Verteidiger verstärkt auf das Stellungsspiel achtet.
Feedback-Loops: Durch die enge Betreuung können Trainer schneller Feedback geben und individuell auf die Entwicklung jedes Spielers eingehen. Kurze, persönliche Gespräche am Rand des Spielfelds oder nach der Übung helfen den Spielern, ihre eigenen Fortschritte besser zu verstehen.
5. Strukturierung der Trainingswoche
Eine klare Strukturierung der Trainingswoche unterstützt die neue Philosophie. Hierbei wäre es sinnvoll, verschiedene Schwerpunkte auf die Einheiten zu verteilen, sodass alle Aspekte des Spiels abgedeckt werden.
6. Transparenz und Einbindung der Eltern
Eine wichtige Komponente der erfolgreichen Umsetzung ist die Einbindung der Eltern. Es muss klar kommuniziert werden, warum wir von klassischen Übungen abweichen und welche Vorteile die neue Trainingsphilosophie bietet. Dies könnte durch regelmäßige Elternabende oder Info-Nachrichten geschehen, in denen die neuen Methoden erklärt und die Fortschritte der Kinder sichtbar gemacht werden. Sollte mal auf 4 Felder gleichzeitig gespielt werden, benötigt es z.B ein Informiertes Elternteil, zur Beaufsichtigung eines Feldes.
7. Fortbildung der Trainer
Damit die Philosophie in allen Teams und Altersklassen umgesetzt wird, ist die Schulung der Trainer entscheidend. Regelmäßige interne Workshops, in denen neue Spielformen vorgestellt und die Trainingsinhalte besprochen werden, stellen sicher, dass alle Trainer ein einheitliches Verständnis der Philosophie haben. Dies fördert nicht nur den Austausch innerhalb des Trainerteams, sondern sorgt auch dafür, dass die Umsetzung reibungslos und in allen Altersstufen kohärent verläuft.
So soll dass in den verschiedenen Altersklassen aussehen:
G-Jugend (Bambini, U7)
Trainingsinhalt: In dieser Altersklasse steht der Spaß am Spiel im Vordergrund. Die Kinder sollen möglichst viel mit dem Ball spielen, ohne strikte Vorgaben. Spielformen wie „König des Dribblings“, bei dem jeder für sich mit einem Ball unterwegs ist, fördern Koordination und Ballgefühl. Hier setzen wir stark auf polysportive Spielformen beim Aufwärmen, bei denen nicht nur der Ball, sondern auch andere motorische Fähigkeiten (z.B. Balancieren, Rennen, Springen) geschult werden.
Trainingslänge: Maximal 45-60 Minuten.
Formate: 1vs1, 2vs2
Schwerpunkt: Spaß am Ball, einfache Wettkämpfe, viel Bewegung. Der Fokus liegt auf grundlegenden Bewegungsfähigkeiten und der Begeisterung für den Sport.
F-Jugend (U8/U9)
Trainingsinhalt: Hier beginnen wir, einfache Spielformen mit Gegnerdruck einzuführen. Zum Beispiel 3-gegen-3 auf kleine Tore, um das Zusammenspiel zu fördern. Die Kinder lernen, sich im Spiel zu orientieren, Pässe zu spielen und sich zu bewegen. Die Übungen bleiben spielerisch und sind nicht überladen mit taktischen Anweisungen. Einfache Wettbewerbe wie Dribbelrennen oder Abschlussspiele erhöhen den Anreiz.
Trainingslänge: 60 Minuten.
Formate: 1vs1, 2vs2 oder MAXIMAL 3vs3
Schwerpunkt: Ballkontrolle, Dribbling, einfache Passkombinationen, kleinere Wettkämpfe und viele Ballkontakte.
E-Jugend (U10/U11)
Trainingsinhalt: Jetzt setzen wir verstärkt auf kleine Spielformen wie 4-gegen-4, die bereits mehr Spielverständnis erfordern. Hier kommen auch taktische Elemente wie das Freilaufen oder die Orientierung im Raum hinzu. Die Kinder haben weiterhin viele Ballkontakte, aber auch der Teamgedanke rückt mehr in den Fokus. Auch hier kann das Aufwärmen polysportiv gestaltet werden, mit Übungen, die Schnelligkeit und Koordination mit dem Ball verbinden.
Trainingslänge: 75-90 Minuten.
Formate: 1vs1, 2vs2, 3vs3 sowie Maximal 4 + Torwat.
Schwerpunkt: Weiterentwicklung der technischen Fähigkeiten, Spielformen, die kleine Taktikansätze einbeziehen, Wettkämpfe in jeder Einheit.
D-Jugend (U12/U13)
Trainingsinhalt: In der D-Jugend wird das Training strukturierter. Wir setzen auf komplexere Spielformen, um das Spielverständnis weiter zu schulen. Taktische Schulungen – wie Pressing oder das Spiel in die Tiefe – werden nun gezielt trainiert. Die Spielformen sind weiterhin wettbewerbsorientiert, sodass die Spieler gefordert bleiben.
Trainingslänge: 90 Minuten.
Schwerpunkt: Taktische Spielformen, weiterführende technische Schulungen und Teambuilding. Der Wettbewerb steht nach wie vor im Mittelpunkt, mit einem verstärkten Fokus auf taktische Entscheidungen.
Der nächste Schritt: Umsetzung im Verein
Natürlich befindet sich das Ganze noch in der Umsetzung. Es steht noch nicht alles fest, und wir sind dabei, die Philosophie nach und nach in allen Jugendmannschaften zu verankern. Aber ich bin überzeugt davon, dass dies der richtige Weg ist. Wir wollen weg von alten, überholten Methoden und hin zu einem Training, das Spaß macht, das fordert und die Kinder besser auf das Spiel vorbereitet.
Ich freue mich auf das, was kommt, und bin gespannt, wie sich unsere Teams in den nächsten Monaten und Jahren entwickeln werden. Wer weiß – vielleicht sprechen wir in naher Zukunft nicht mehr nur von einer Trainingsphilosophie des BSCG, sondern von einem echten Erfolgskonzept.